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Gaukelei und Schabernack, aufgekratztes Koboldpack!

Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ in den Herrenhäuser Gärten | Hannover

08.09.2010 [cb] Im Gartentheater in den Herrenhäuser Gärten in Hannover wurde dieses Jahr vom 30.07. bis 05.09.2010 Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ gespielt. Es handelt sich hier um eine Musicalproduktion vom Autorenteam Heinz- Rudolf Kunze und Heiner Lürig. Uraufführung war der Sommer im 2003. Während es langsam dämmert, wird die Bühne in Scheinwerferlicht getaucht. Es ist Donnerstag der 02.09.2010. Ich bin nun schon zum dritten Mal hier. Das erste Mal in dieser Spielzeit und bei neuer Besetzung. Ich bin gespannt… in der letzten Produktion hatte ich ja so meine Lieblinge… Viele Schauspieler haben gewechselt, oder sogar alle? Ich weiß es nicht. Puck hat eine Musicalstimme. Zumindest für mich. Ich habe etwas Probleme in Felix Martin den durchgeknallten Hofnarr Puck zu erkennen. Bei mir macht er einen sehr geplanten und durchdachten Eindruck. Helena – tollpatschig wie gewohnt zieht sich um Demetrius zu überzeugen ein Fan- Shirt über auf dem sie Preis gibt, das er ihre Nr. 1 ist. Hermia turtelt mit Lysander. Theseus spielt mit den Gefühlen der Liebenden und beauftragt Puck ihm beim benetzten mit Liebessaft behilflich zu sein. Aber wie das mit der Liebe nun mal ist. Nichts passiert so wie geplant denn…

Liebe lässt dich Tag behaupten

Mitten in der Nacht

Liebe macht aus Schreckgestalten

Wesen voller Pracht.

Wehe allen, die der Liebe glaubten.

Eigentlich kaum auszuhalten,

was die dumme Liebe aus uns macht.

(Original Songtext von Heinz Rudolf Kunze nach William Shakespeare)

Ich kann selten erkennen wo Neuerung ist und was mit der alten Produktion übereinstimmt. Klar, als Helena „Satellite“ von Lena anstimmt ist auch mir klar, das diese Passage neu eingefügt wurde. Die Kostüme haben sich auch verändert. Bisher schienen sie eher auf den Cristopher- Street- Day als in ein Schauspiel zu passen. Ich fand sie klasse.

Die jetzigen sind meiner Meinung nach „Musical-mäßig“ angepasst und nicht mehr so schrill. Aber soll dieses Stück nicht von Irrungen, Wirrungen, Schabernack und Liebe handeln? Vielleicht waren die Figuren den meisten Zuschauern bisher zu abgedreht… Schade. Im Stück wechselt sich neue und altertümliche Sprache ab. So wird aufgegeilt und Leine gezogen, aber auch nach der Gattin oder dem Strolch gesucht. Der Umbau des Bühnenbildes findet bei offener Bühne mit Mitarbeitern in grüner Gärtnerschürze und schmalkrempigem Gärtnerhut statt. Der geübte Besucher von Veranstaltungen im Gartentheater erscheint übrigens nicht im Anzug oder Kostüm, sondern in warmer Kleidung mit Decke unter dem Arm. Das bisher notwendige Sitzkissen darf das Publikum jetzt zu Hause lassen. Auf den neuen Stühlen ist wärmender sitzfreundlicher Schaumstoff ausgelegt. Da das Gartentheater eine echte Freiluftbühne ist, ist auch Regenkleidung angebracht. Gespielt wird nämlich auch bei Regenschauern. Lediglich bei Dauerregen wird die Vorstellung abgesagt.  Ich habe mich mit Fleece- und Regenjacke sowie Lederhose gewappnet. Bis 18.30 Uhr hatte es in Hannover immer wieder geregnet. Meine bange Befürchtung war: Ob es wohl trocken bleibt? Ja, es blieb trocken. Allerdings nicht jedes Auge. Die Zuschauer haben teilweise Tränen gelacht. Das Gartentheater ist übrigens eine offizielle Theaterbühne. Sie umfasst eine rund 62 x 58 Meter große fast rechteckige Fläche, welche sich nach hinten verjüngt und leicht ansteigt. Der Zuschauerraum ist im Stil eines Amphitheaters gestaltet und bietet einigen hundert Besuchern Platz. Das Bühnenbild wird bestimmt von Taxuspyramiden und Hainbuchenhecken. Diese dienen gleichzeitig als Kulisse und Umkleidekabine.

Für mich sind aber die römisch (?) gestalteten Figuren in sattem Gold immer wieder ein besonderer Augenschmaus. Das Stück endete gegen 22.45 Uhr mit einem anhaltenden Schlussapplaus und „Dein ist mein ganzes Herz“ vom gesamten Schauspieler Ensemble. Anschließend wird der Große Garten noch illuminiert. Als Abschluss lädt er auch an diesm Abend zum Lustwandeln ein. Der diesjährige Sommernachtstraum hat am 05.09.2010 geendet. Aber die nächste Saison ist schon in Planung. Denn “Ein Sommernachtstraum“ ist nur der Auftakt einer Trilogie von Musicals frei nach William Shakespeare. Es folgen “Der Sturm“ und “Kleider machen Liebe oder Was ihr wollt“. Im Sommer 2011 wird “Der Sturm“ uraufgeführt. Das Stück spielt in der Kunze /Lürig Bearbeitung nicht im mediterranen Nirgendwo, sondern im Weltraum.  Meinen Segen haben sie, denn dieser „goldige Rahmen“ sollte keinesfalls ungenutzt bleiben. Heben wir zusammen ab??

www.shakespeare-herrenhausen.de

Epilog:

Jedem Liebhaber dieses Stückes sie empfohlen, sich die CD zu besorgen. Die Lieder sind darauf in der Reihenfolge der Aufführung. Was zumindest mich schwelgen lässt. Jeder der der sich über geänderte Stimmen wundert sollte wissen, dass diese CD im Jahre 2003 mit anderer Besetzung aufgenommen wurde. Ein besonderer Leckerbissen ist aber auch das Buch „Ein Sommernachtstraum“ von Heinz- Rudolf Kunze erschienen im Satzwerk Verlag. Hier ist das gesamte Stück mit gesungenen und gesprochenen Texten abgedruckt. Beim durchlesen habe ich so einige Passagen gefunden, welche mit vorher in Folge des Applaus des Publikums entgangen waren. Das Gartentheater ist übrigens ein Boskett- oder Heckentheater im Großen Garten in den Herrenhäuser Gärten in Hannover. Insgesamt setzen sich die Herrenhäuser Gärten in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover aus dem Großen Garten, dem Berggarten, sowie dem Georgen- und Welfengarten zusammen. Jeder davon hat seinen eigenen Charme. Der Große Garten z.B. zählt zu den bedeutenden Barockgärten in Europa und umfasst eine Fläche von etwa 50 Hektar.

Bild: Endformation “Sommernachtstraum” 2010 -Pressefoto

Hinten von links nach rechts: Schnut (Michael Westphal), Puste (Fabian Joel Walter), Tanzelfe (Corinna Günzel), Hänfling (Steffen Häuser), Helena (Mirja Regensburg), Demetrius (Thomas Sprekelsen), Hippolyta (Anke Fiedler), Theseus (Timo Ben Schöfer), Hermia (Milica Jovanovic), Lysander (Florian Lüdtke), Motte (Elisabeth Ebner), Quincey (Jörg Heinrich Benthien), Bohnenblüte (Kerstin Ried), Schnuk (Torsten M. Krogh), Elf (Sebastian Strehler). In der Mitte hockend: Puck (Felix Martin), liegend: Bottich (Bernd Tauber).


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